Über uns

Pferde - ein lebendiges Kulturgut

Über Jahrhunderte hinweg wurden Pferde für die jeweiligen Anforderungen des Menschen, für das Transportwesen, für die Landwirtschaft, für das Militär oder zur Nutzung in Sport und Freizeit gezüchtet. Die Nationalgestüte dokumentieren in einzigartiger Weise die sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen der europäischen Geschichte und dienen der Pflege des lebendigen kulturellen und natürlichen Erbes Pferd. Mit dem Erhalt der Vielfalt der Pferderassen leisten die staatlichen Gestüte zudem einen wichtigen Beitrag zur biologischen Vielfalt.

Historische Gestütsanlagen überall in Europa

Die Gestüte mit ihrer historischen Bausubstanz und ihren gewachsenen Kulturlandschaften sind von großer kulturhistorischer Bedeutung.

Maßgeblich für ihre Gestaltung sind die Bedürfnisse des Pferdes, woraus sich bestimmte Anlagenformen und Bautypen ergeben. Die großen Gestüte dokumentieren eine besondere Lebensform, geprägt vom Zusammenleben von Mensch und Tier. Ihr Denkmalwert liegt nicht zuletzt in der Kontinuität ihrer Nutzung.

Tradition und Wissen

Nicht nur das Pferd an sich, sondern auch das Wissen um seine Bedürfnisse, seine Ausbildung und seine Zucht ist als immaterielles Erbe von besonderer Bedeutung. In den staatlichen Gestüten wurden über Jahrhunderte Traditionen gepflegt, Fähigkeiten und Berufe erhalten, die andernorts längst verschwunden sind. Sie sind Orte der Pflege der klassischen Reitkunst, die über viele Generationen entwickelt und verfeinert wurde, mit dem Ziel der Harmonie zwischen Mensch und Pferd.

Eine Stimme in Europa

Die staatlichen Gestüte Europas sind wichtige Bewahrer von Tradition und Geschichte, doch sie sind auch moderne Unternehmen und Ausbildungsbetriebe. Sie sind lebendige Kulturerbestätten, die sich unter Beibehaltung ihrer traditionellen Werte weiterentwickeln müssen, um zukunftsfähig zu bleiben, ohne dabei ihren gewachsenen Charakter zu verlieren. Vor dem Hintergrund sich wandelnder Lebensweisen, Wirtschafts- und Sozialstrukturen wurden in den vergangenen Jahrzehnten viele dieser einzigartigen Institutionen aufgelöst, zweckentfremdet oder stark eingeschränkt.

Seit 2003 versammeln sich die Direktoren der europäischen Staatsgestüte alljährlich, um Erfahrungen auszutauschen, gemeinsame Probleme zu beraten und Strategien für deren Lösung zu entwickeln. 2008 beschlossen sie die Gründung einer offiziellen Vereinigung, der „European State Studs Association“ (ESSA). Mit der Verabschiedung einer Satzung bekam der bislang lose Zusammenschluss eine offizielle Vertretung und eine Stimme in Europa. 2009 wurde die ESSA als gemeinnütziger Verein nach deutschem Recht eingetragen. Sitz der Vereinigung ist das baden-württembergische Haupt- und Landgestüt Marbach.